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Begrünte Hochhäuser
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Nachhaltige Architektur baut auf Holzbau

Der Bau von Gebäuden aus Beton verursacht viele CO2-Emissionen. Nicht so bei Holzhäusern: Das natürliche Material speichert Kohlenstoff für viele Jahrzehnte. Kein Wunder, dass Architekten mit dem Holzbau immer höher hinauswollen

Text: Axel Novak

Hohes Gebäude aus Holz
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Das Meisterwerk befindet sich knapp 450 Kilometer westlich von Peking im chinesischen Hinterland: Seit mehr als 900 Jahren erhebt sich dort die Pagode des Fogong-Tempels 67 Meter hoch in den Himmel. Was sie so einzigartig macht, ist ihre Bauweise: Sie besteht aus Holz. Die Konstruktion ist so kunstfertig und stabil, dass die Pagode als Holzbau Hunderte Blitzeinschläge und Erdbeben überstanden hat.

Auch heute bauen Architekten und Planer wieder mit Holz. Zum Beispiel in Norwegen: Anderthalb Autostunden nördlich von Oslo steht der Mjøstårnet. Der Turm ist mit 85,4 Metern Höhe nicht nur das derzeit höchste Holzhaus der Welt, sondern gilt auch als besonders nachhaltig, weil örtliche Unternehmen es mit lokalen Ressourcen aus nachwachsenden Materialien errichtet haben. „Der Mjøstårnet zeigt, dass wir hohe Gebäude in Holz errichten können, deren nachhaltiger Baustoff wenig CO2 während der Produktion emittiert“, sagt der Architekt und Umweltberater Bård S. Solem, der den Turm mitplante.

Der Klimawandel und die Urbanisierung sorgen dafür, dass Gebäude künftig mit weniger mineralischen Baustoffen gebaut werden müssen – denn bei der Erzeugung einer Tonne Zement entstehen 590 Kilogramm CO2. „Verbautes Holz speichert Kohlenstoff vorübergehend. Er wird erst freigesetzt, wenn das entsprechende Bauteil entsorgt und verbrannt wird“, sagt Prof. Dr. Annette Hafner von der Ruhr-Universität Bochum. „Je länger Holz stofflich genutzt ist, desto länger kann es also als Speicher dienen.“

Bei einem neuen Ein- und Zweifamilienhaus beträgt die Speicherwirkung zwischen 77 und 207 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter Bruttogrundfläche, bei einem Mehrfamilienhaus zwischen 18 und 178 Kilogramm. Würden in Deutschland so viele Häuser als Holzbau neu errichtet wie in Schweden, ließen sich bis 2030 fast zwölf Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Immer mehr Planer setzen auf Holzbau

„Ökologisch bringt der nachwachsende Rohstoff viele Vorteile, auch technisch betrachtet, etwa was Vorfertigung, Qualität und kürzere Bauzeiten angeht. Andererseits erfordert es einen deutlich höheren Planungsaufwand und ist somit nicht unbedingt günstiger“, bemerkt Vonovia Vorstand Daniel Riedl.

Immer mehr Architekten und Bauplaner setzten auf den Baustoff Holz. Wurden in Deutschland 2013 etwa 15 Prozent der Gebäude aus Holz gebaut, war es 2018 schon fast jedes fünfte Ein- und Zweifamilienhaus. Selbst im Hochbau lädt Holz zu spektakulären Entwürfen ein: Derzeit planen japanische Architekten das W350 genannte Hochhaus in Tokio. Der Sitz eines Holzkonzerns soll 350 Meter in die Höhe ragen und dürfte nach der Fertigstellung 2041 das höchste Holzgebäude der Welt sein.

Längst haben moderne Holzkonstruktionen ihre Belastbarkeit bewiesen: Verbundwerkstoffe aus massiven Brettsperrholzelementen und vorgefertigten Betonplatten werden höchsten Belastungen gerecht und bleiben gleichzeitig flexibel. Künftig könnten biologische Baustoffe wie das natürlich vorkommende Mineral Anhydrit Zement und Stahl in Holzhybridkonstruktionen ersetzen. Auch beim Brandschutz sind Holzkonstruktionen längst sicher.

Ist Bauen mit Holz wirklich nachhaltig?

Doch natürlich stellt sich die Frage: Ist überhaupt genug Wald da, um mehr mit Holz zu bauen? Laut dem Wissenschaftlichen Beirat zur Waldpolitik der Bundesregierung reichen die nationalen Rohholzvorkommen bis 2050 aus, um den Bedarf zu decken. Statistisch gesehen dauert es nur 23 Sekunden, bis in Deutschlands Wäldern das Material für ein modernes Fertighaus nachgewachsen ist, hat der Bundesverband Deutscher Fertigbau ausgerechnet. Die 3.000 Tonnen Holz, die die Pagode des Fogong-­Tempels vor fast einem Jahrtausend verschlang, stünden nach fast 40 Minuten zur Verfügung.

Portrait Daniel Riedl
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3 Fragen an Daniel Riedl

Daniel Riedl - Vorstand von Vonovia (CDO)

 

1 W&G: In Berlin bauen Sie die BUWOG-Lotsenhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise. Warum?

Riedl: Wir reduzieren den Einsatz von Stahlbeton. Mit Holz kommt ein nachhaltiger Baustoff zum Einsatz, der große Mengen CO2 speichert – eine klimatisch gute Sache! Die Holzfassaden werden mit einer Dämmung aus Zellulosefasern aus Altpapier kombiniert. So sind die Gebäude auch im Betrieb ökologisch und ökonomisch nachhaltig.

2 W&G: Was haben die künftigen Bewohner von einem Holzbau?

Riedl: Holz schafft ein angenehmes Wohnklima, ist robust und optisch reizvoll: Holzverschalte Fassaden ergeben ein Bild, das gut zum naturnahen Konzept des Quartiers 52° Nord passt. Nicht zuletzt wird Energieeffizienz bei Neubauten staatlich gefördert. Gerade für junge Familien ist diese Fördermöglichkeit nach KfW-40 hilfreich bei der Finanzierung der eigenen Wohnung.

3 W&G: Wollen Sie weitere Vorhaben in dieser Bauweise realisieren?

Riedl: Ja, nachhaltige Baustoffe wie Holz werden als ein Teil unserer Nachhaltigkeitsagenda eine wachsende Rolle spielen. Allerdings erfordert Bauen mit Holz einen deutlich höheren Planungsaufwand und ist nicht unbedingt günstiger. Hier können wir als großer Akteur unsere Erfahrungen für die Planungen nutzen. Mehr noch: Wir entwickeln aktiv Verfahren und Bau­weisen weiter und nehmen so unsere gesellschaftliche Verant­wortung wahr.